Das Schicksal des Hygienegels Hansi

Guten Tag!
Wenn ich mich kurz vorstellen darf?
Ich bin Hansi, das Hygienegel.
Doch ich bin nicht irgendein Hygienegel. Nein, das wäre auch zu einfach. Ich wurde eines Tages von Madame im Internet bestellt, vom Lagermitarbeiter mehr oder weniger liebevoll verpackt und anschließend von einem mehr oder weniger motivierten Paketzustelldienstleister zu Madame gebracht, die mich liebevoll juchzend und glucksend auspackte und in Empfang nahm.
Umgehend benutzte sie mich!
Und es war schön!
Ich liebe es, von ihr benutzt zu werden!
Sie drückte aus meinem Körper einen erbsengroßen Klecks auf ihren Handrücken und rieb sich damit ein. Immer wieder schnupperte sie an sich selbst und an meiner Körperöffnung, was mir – entschuldigen Sie bitte meine emotionale Entgleisung – etwas zu aufdringlich war.
Meine Probezeit hatte ich bestanden, als Madame den hoch anspruchsvollen Satz „Alta, wie geil ist das denn bitte?!“ ausstieß.
Sie stellte mich ins Regal zu Alex Abschminktücher, Willi Wattestäbchen und Schakira-Schantall Schampuh. Schakira-Schantall kommt übrigens aus Chemnitz, und ihre Adoptivmutter ist Brittnäi Badeschaum.
Dort, in diesem Regal, verweilte ich einige Zeit, und ich dachte schon fast, ich würde gar nicht mehr zum Einsatz kommen, da kam sie eines Tages herbeigeeilt, nahm mich in den Schwitzkasten und steckte mich in ihre Tasche.
In meinem Leben bin ich schon unglaublich viel herumgekommen. Und ich habe viele Leute kennen gelernt, die von überall herkamen. Da war zum einen Tommy Tempo. Leider fand unsere Begegnung im Winter statt, weshalb er schnell aufgebraucht war und vor sich hin-burn-te.
Trotzdem war er für diese kurze Zeit ein prima Kumpel. Ich durfte mich immer dicht an ihn schmiegen – gezwungenermaßen – wenn es in der Tasche mal wieder etwas enger wurde. Und so selten kam dies gar nicht vor, denn Madame schleppt sehr gerne ihren kompletten Haushalt auf minimalem, mobilem Boden mit sich herum.
Gerne komme ich zwischendurch auch zum Einsatz und erblicke das Licht der Welt. Leider sind es oft unschöne Bilder, die ich zu sehen bekomme. Einmal habe ich mich auf einer ziemlich heruntergekommenen Bauwagentoilette einer Autobahnraststätte wiedergefunden. Die Schreie von Madame im Vorfeld hätten mir gleich komisch vorkommen sollen. Nun ja, es sah aus, wie frisch von Messi-Ingenieuren geschaffen, wo Tine Wittler oben drauf ein wenig Deko mit einer verstaubten Sonnenblume aus Plastik hinterlassen hatte.
Nachdem Madame den Wasserhahn mit viel Klopapier umwickelt aufgedreht hatte, ertönten durch die Rohre Geräusche, wie die von einem Elch in der Brunftzeit. Sie röhrten einmal quer durch, bis sie oben am Wasserhahn angekommen waren. Dort gab es zwei Rülpser, und der Wasserhahn erbrach zwei Spritzer Kallamatsch.
Doch nicht verzagen, das Hygienegel fragen.
So wurde ich hinausgeholt und durfte Madame genüsslich mit meinem Inhalt einreiben.
Sie schnurrte erholt wie eine Katze…
Naja, vielleicht nicht ganz so, aber ein bisschen.
Auch ein Hygienegel wird noch Träume haben dürfen…
Meine große Liebe gilt bis heute ihrem Lippenstift Lola, mit der Farbnummer 0938. Madame hatte uns von Anfang an in dasselbe Fach der Tasche gesteckt und uns somit verkuppelt. Wir verbringen jeden Tag und jede Nacht zusammen. Selbst wenn wir vorrübergehend umziehen müssen, weil Madame meint, sie bräuchte zu ihrem Kleid eine andere Handtasche, sind wir nach wie vor zusammen und leben durchgehend L’Amour…